“Thomas, Du bist gemutet!!!”

In welches Problem läuft man an einem Arbeitstag mit lauter Microsoft Teams-Sitzungen immer und immer wieder hinein? Richtig! Man hat sich höflich stumm geschaltet und ein paar Minuten später will man wieder etwas Produktives kund tun. Doch leider hat man schon wieder längst vergessen, dass man das Mikrofon ausgeschaltet hat.

Teams kommuniziert einem das über dieses Icon in den Besprechungssteuerelementen:

Die offizielle Support-Seite gibt zwar noch einige weitere Tipps, wie z.B. die Tastenkombination STRG+LEERTASTE, um die Stummschaltung schnell aufzuheben. Und ja, auch moderne Mikrofene kommunizieren dem benutzer diesen Status mit einer roten LED.

Nur, das ist leider absolut nicht ausreichend.

Und so schallt es einem tagtäglich unentwegt entgegen:

  • “Du bist stumm geschaltet!”
  • “Du bist gemutet!”
  • “Dein Mikro ist aus!”
  • “Wir hören Dich nicht!”

Dazu kommt der Selbstscham, dass man zu doof war, sich an das eigene Abschalten zu erinnern.

Noch unbefriedigender ist es allerdings, wenn die anderen Teilnehmer nicht bemerkt haben, dass man gerade etwas sagt und die Diskussion sich ohne den eigenen – natürlich stets wertvollen Beitrag – kurzzeitig in eine andere Richtung entwickelt. In diesen Fällen dauert es noch länger, denn jetzt gilt es sich erst einmal in aller Öffentlichkeit zu entschuldigen und dann noch zusätzlich die Diskussion neu zu strukturieren.

Doch was könnte Microsoft hier tun?

Diese sehr nervige Situation liese sich sehr leicht verbessern, in dem man…

  • Ein weitaus prominenteres UI-Element einsetzt, um die Stummschaltung visualisiert
  • Eine Funktion anbietet, die das Mikrofon wieder aktiviert, wenn man anfängt zu sprechen, wobei hier natürlich die ersten Silben verloren gehen

Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass hier Microsoft in absehbarer Zeit hier nachbessert, denn ansonsten funktioniert Microsofts “Continuous Improvement” herausragend! Nicht nur, dass sie ein goldenes Händchen bewiesen haben, welche Verbesserungen Wert erzeugen, sondern auch der Roll-out Prozess funktioniert grandios.

Unschön, aber sehr gelungen: “Mitteilung zur Beitragsanpassung”

Letzte Woche habe ich Post von meinem Fitnessstudio erhalten. Wobei es kein klassisches Fitnessstudio ist, sondern ein Mix aus medizinischem Training und Physiotherapie. Ich bin dort schon seit vielen Jahren Mitglied, weil es nur 5 Gehminuten von meiner Wohnung entfernt ist (Lage, Lage, Lage) und es alles bietet (EGYM-Geräte) und noch mehr (sehr, sehr persönliche Beratung, Weiterbildungskurse rund um Ernährung bzw. Gesundheit). Es ist also für mich ziemlich perfekt und hat sich tief in meinen wöchentlichen Lifestyle verankert. Auch der monatliche Preis von 65€ ist für mich in Ordnung, da ich auch im Schnitt drei Mal pro Woche trainiere.

Jetzt aber zurück zum Brief. Dieser beinhaltete keine schöne Nachricht, wie der Betreff einem schon klar zu verstehen gab: “Mitteilung zur Beitragsanpassung”.

Und ich muss sagen, dass dieser verdammt clever diese an und für sich schlechte Nachricht mit verschiedenen Elementen kommuniziert und ein Paradebeispiel ist, wie man als Anbieter einer Mitgliedschaft/Abonnements so etwas dramaturgisch aufbaut und umsetzt.

Hier die wichtigsten Elemente:

  1. Danksagung 🙏
    Zuerst geht es natürlich darum, dem Mitglied seinen Dank auszusprechen.
  2. “Warum” aufzeigen
    Dann folgt die Aufzählung an konkreten Maßnahmen, die in den letzten Monaten durchgeführt wurden, aber die speziell für mich Wert generiert haben. Hier wird ein persönlicher Bezug hergestellt.
  3. Gesamtsituation erklären (Bigger picture)
    Hier geht es darum, dem Mitglied die Gesamtsituation zu erklären. Aber erst an zweiter Stelle, denn zuvor soll das Mitglied erst einmal die Gründe aufnehmen, die ihn/sie selbst betreffen und positive persönliche Auswirkungen haben.
  4. Neue Preise aufzeigen incl. Special Offer
    Nun ist das Mitglied hoffentlich schon soweit vorbereitet, dass man jetzt auch zu dem schwierigsten Part vorstoßen kann: die neuen Preise! Hier wird jetzt nicht der Monats- oder Jahrespreis aufgezeigt, sondern der Wochenpreis. Das hat zwei Vorteile: Erst einmal ist dieser Betrag niedriger als die anderen beiden. Zweitens machen sich vermutlich die wenigsten die Mühe diesen Preis auf den Monat hochzurechnen. Und dann wird hier zudem direkt die Wertschätzung für langjährige Mitglieder ausgesprochen, die einen Vorzugspreis
  5. Special Offer 2 (für langjährige Mitglieder)
    Aber damit noch nicht genug, denn jetzt folgt sogar noch ein “Special für langjährige Mitglieder”, die das aktuelle Jahr noch zum alten Preis bekommen.
  6. Ehrliche Schlussworte
    Abschließend wird die Mitteilung noch mit einem persönlichen Schlusswort abgarniert, um so auch nochmals empathisch auf die Situation des Mitglieds einzugehen.
  7. Letzte Chance
    Wer jetzt immer noch enttäuscht, böse odert nicht überzeugt ist, dem wird hier noch ganz zum Schluss die Tür offen gehalten, um in einem persönlichen Gespräch dann doch noch eine Lösung zu finden.

Summa summarum ein herausragendes Best Practice-Beispiel für den schwierigen Job Preiserhöhungen an Mitglieder/Abonnenten zu kommunizieren. Am Ende wird sich die Mühe auszahlen, denn jeder Abonnent der abspringt, muss teurer zurück gewonnen bzw. noch teurer durch einen neuen Abonnent ersetzt werden (Customer Acquisition Costs). Deswegen lohnt es sich mit “Special Offers” diese zu bezirzen.

3/10 Nosferatu

„Altes Blut in neuen Adern“. Alles genau so sehr oft schon gesehen und deswegen leider für mich sterbenslangweilig. Zudem sehr ungruselig und blutarm bzw. wenig bildgewaltig. William Dafoe scheint auch einfach aus POOR THINGS aus- und in die Kutsche von NOSFERATU eingestiegen zu sein.

Eine extra Infusion gibt’s aber für das Marketing-Team, die den Trailer so fantastisch gestaltet haben, dass es einen Blutrausch speziell an den amerikanischen Kinokassen mit $40M ausgelöst hat. Robert Eggers Filme berühren mich leider zu selten oder noch schlimmer langweilen mich. Das war schon bei THE NORTHMAN und teilweise auch bei THE WITCH. Einen weiteren Biss lasse ich mir von ihm noch geben.

7/10 Heretic

Ich kann mich nicht daran erinnern, bis jetzt einen wirklich schlechten Film unter A24-Produktion gesehen zu haben. Im Gegenteil: Das A24-Logo spricht für eine klare Produktionsqualität, die es in dieser Konstanz aus meiner Sicht noch nicht gegeben hat. Aber das wäre einen ganz eigenen Artikel wert.

Sehr monolog- bzw. dialogstarker Psycho-Thriller mit einem grandios aufspielenden Hugh Grant (Idealbesetzung für diese Rolle!) und einer herausragenden Kameraarbeit, die das prickelnde Katz-und-Maus-Spiel mit ihm und den beiden Mormonischen Schwestern bis zum Ende wunderbar stimmungsvoll einfängt. Hat mich im Übrigen auch an einigen Stellen an den grandiosen, dänischen Speak No Evil erinnert.

6/10 The Substance

Die Packungsbeilage für diesen Body Horror klang herausfordernd: „Gravierende posttraumatischen Nebenwirkungen aufgrund viel Blut und Spritz in einem verstörenden letzten Akt können nicht ausgeschlossen werden“.

Ein weiterer Blick auf die Zutatenliste, die uns Regisseurin Coralie Fargeat hier zusammengestellt hat, schien alles zu enthalten, was es für einen knapp zweieinhalb stündigen, lauschigen Kinoabend benötigt: Verdammt gutes Schauspiel, dank Margaret Qualley und – bitte festhalten- Demi Moore, eine opulente Kameraoptik mit vielen, vielen Close-ups und natürlich einer sehr innovativen Idee.

All das funktioniert in der ersten Stunde herausragend! Optisch und erzählerisch ein Meisterwerk und mit das Beste, was es seit Monaten im Kino zu sehen gab. Das hat richtig Spaß gemacht! Leider verliert dann aber der Film aufgrund des Drehbuchs und einem für meinen Geschmack zu künstlerischem Ende Fahrt und irritiert nur noch.

Wenn Coralie Fargeat an der ein oder anderen Stelle anders abgebogen wäre, bzw. stärker reduziert hätte (Ende), hätte es der Überraschungserfolg in diesem Jahr sein können. So ist leider nur ein überdurchschnittliches Drama herausgekommen, das sein Potential unnötig verspritzte.