Da posaunt der Bundeskanzler irgendetwas mit „Korrektur im Stadtbild“ hinaus, diffus auf der einen Seite und doch präzise gegen Migranten auf der anderen Seite. Prinzipiell das richtige Thema, für das ich mich schon seit geraumer Zeit im Freundes- und Bekanntenkreis stark gemacht habe, aber viel dümmlicher kann man es fast nicht aufs Tapet bringen: Keine präzise Problembeschreibung und erst recht keine – und das muss man erwarten dürfen – konkreten Lösungsvorschläge. In keinem gut geführten Unternehmen in Deutschland würde ein CEO mit einem so unprofessionellen Vorgehen Akzeptanz in der Belegschaft finden. Als Regierungspolitiker scheint das aber schon lange kein Problem mehr zu sein.
Erst denken und dann handeln. Ein Prinzip, was schon seit vielen Jahren in der Politik aus der Mode gekommen ist.
Das liegt vermutlich auch ein stückweit daran, dass gute Lösungsideen in diesem Land umgehend von der noch dümmeren Opposition bzw. der schmierigen Springer-Presse zurück gebrüllt werden. Klar, da hat man wenig Lust drauf und dann darf es gerne eine gehörige Portion Populismus sein und alles bleibt schön vage, sodass man sich dann hinterher unendlich oft korrigieren oder beschwichtigen kann.
Noch frustrierender ist es aber, wenn es bei Markus Lanz darum geht, diese Performance durch einen Abgesandten verteidigen zu lassen. In diesem Fall hatte Kanzleramtsminister Thorsten Frei diese ehrenvolle Aufgabe zu erfüllen. Und in bester Spahn-Manier hat er diesen Job seelenruhig durchgezogen, so dass sich beim kritischen Zuseher sekündlich die Zornesröte im Gesicht gefährlich der eines Pavianhinterns annähern muss. Heutzutage werden Politiker exakt für so eine Leistung incentiviert! Es geht nicht darum, sich zu kritisch zu reflektieren, zu korrigieren und es besser zu machen, sondern einzig und alleine darum, den Quatsch von gestern heute noch bis auf den letzten Blutstropfen zu verteidigen. Einer der Gründe für den Aufstieg des Rechtspopulismus und -extremismus.
Es macht mich sprachlos, mit welchen irrsinnigen, sich ständig im Kreis drehenden Diskussionen wir täglich im politischen Betrieb wertvolle Zeit verschenken, um die die richtigen Themen auf Basis einer guten Analyse zu benennen, und mit Hilfe einer cleveren Strategie und den richtigen Maßnahmen konsequent anzugehen. Bitte unbedingt weniger Politiker hiervon!
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